• 9.6.2023 Die weisse Sklaverei

    230608 SZ Lei Piraten

    Restitution ist angebracht

    Die weisse Sklaverei

     

    von Hermann Lei, Kantonsrat, Frauenfeld

     

    Muslimische Staaten haben während Jahrhunderten Schweizer Bürger entführt, versklavt und nur gegen Lösegeld wieder freigelassen. Wann wird dieses Unrecht wiedergutgemacht?

     

    Ich stehe auf den windumtosten Färöern in einem winzigen Ort vor einer kleinen Tafel. Sie besagt, dass hier 1629 zwei Schiffe mit muslimischen Piraten die Siedlung überfallen hatten. Sie hatten geraubt, was ihnen unter die Finger kam, dann den Ort niedergebrannt. Mehr als dreissig Frauen und Kinder waren versklavt worden.

     

    Religiös begründeter Terror

    Auch an anderen Orten in Europa las ich immer wieder von muslimischen Piraten, welche die Gegend heimgesucht und verheert zurückgelassen hatten.  Im Geschichtsunterricht hatte ich davon indes nie gehört, ganz im Gegensatz zur transatlantischen Sklaverei, welche uns permanent um die Ohren gehauen worden war. Und bis heute liest man kaum etwas von den dunklen Jahrhunderten der Barbaresken-Korsaren, dem Schrecken der Meere. Unerbittliche Piraten, die ihre Opfer entweder töteten oder nach Nordafrika verschleppten. Sie begründeten ihre Taten religiös als Dschihad.

     

    In Steinbrüchen und auf Galeeren

    Zwischen 1530 und 1780 versklavten Piraten aus dem Maghreb zwischen 1 und 1,25 Millionen Europäer – meist Männer. Ein Zentrum war Algier. Hier  gab es acht grosse Gefängnisse für christliche Sklaven. Eingepfercht in enge, unbelüftete Verliese, mussten die christlichen Europäer in härtester Arbeit die Infrastruktur in Nordafrika aufbauen. Sie schufteten unter unsäglichem Leid und in tiefer Verzweiflung in Steinbrüchen und auf Galeeren, bauten für die Muslime Strassen, Festungen und Paläste.

     

    15% starben, pro Jahr

    Die Sterberate hier war vergleichbar mit jener schwarzer Sklaven auf Zuckerplantagen der West Indies. 15% der christlichen Sklaven starben infolge von Krankheiten, Schwerstarbeit, Folter und Hunger. Pro Jahr. Etwas besser erging den Wenigen, die als Diener ausgebeutet wurden. Johannes Rohner (1777–1855) aus Wolfhalden war so ein Haussklave in Tunis. Weil er aber nicht konvertierte wurde er sehr schlecht behandelt, wurde «Hund, Ungläubiger» genannt und wegen jeder Kleinigkeit spie ihm sein Herr ins Gesicht. Stockschläge und lausiges Essen waren an der Tagesordnung. Es dauerte zehn Jahre, bis er endlich freigekauft werden konnte.

    Abbildung 1 Jean-Léon Gérômes «Sklavenmarkt», ca. 1866

     

    Restitution!

    Ganze Staaten lebten zur Hauptsache von Piraterie, Raub und Lösegelderpressung. Während Jahrhunderten wurde halb Europa terrorisiert und durch Lösegeld finanziell ausgeplündert. Wäre da nicht Restitution angebracht? Umgekehrt wird das ja auch gemacht. Bekannt geworden sind die sogenannten Benin-Bronzen. Das sind Kunstgegenstände, welche die Briten vor 125 Jahren im heutigen Nigeria als Kriegsbeute hatten mitlaufen lassen und sich nun in europäischen Museen finden. Deutschland hat diese zurückgegeben und auch die Schweiz wird nachziehen.

    Also, lieber Bundesrat, bevor ihr die Benin-Bronzen nach Afrika schickt: Rechnet aus, wieviel Geld die afrikanischen Piratenstaaten von der Schweiz erpresst haben. Und gebt die Bronzen erst zurück, wenn diese Rechnung bezahlt ist!

     

    Hermann Lei

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