• 16.4.24 Albtraum am Amazonas

    16.4.24 Albtraum am Amazonas

    Skandalöse Zustände in fernen Ländern?

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    von Hermann Lei, Kantonsrat, Frauenfeld

     

    Während einer kürzlichen Reise durch das unberührte Amazonasgebiet, das sich wie eine vergessene Epoche anfühlte, wurde ich Zeuge auffälliger Geschlechterungleichheiten.

     

    Es war, als ob ich in einem Geschichtsbuch aus vergangenen Zeiten gelandet wäre. In dieser abgelegenen Kultur sind Männer eindeutig die dominierende Kraft. Ein besonders drastisches Beispiel für diese Ungleichheit ist das Bildungssystem des Dorfes.

    Nur Frauen müssen ins Militär

    Die Statistiken sprechen Bände: Nur ein kleiner Teil der Frauen schlossen eine höhere Schule ab, im Vergleich zu fast doppelt so vielen bei der Männern. Und Frauen werden von der Provinzregierung bei der Besetzung von Stellen bei gleicher Qualifikation benachteiligt. Ein weiteres drastisches Beispiel ist die Wehrpflicht, die ausschliesslich Frauen auferlegt wird. Es war, als würde man in die Vergangenheit reisen. Kommt es zu einer Scheidung, so muss die Frau die gemeinsame Hütte verlassen und fortan dem Mann Unterhalt zahlen.

    Der Wandel der Geschlechterrollen

    Aber nein, lieber Leser, ich rede gar nicht vom Amazonasbecken, ich rede von der Situation in der Schweiz! Und nicht die Frauen sind bei uns benachteiligt, sondern die Männer! In der modernen Welt des 21. Jahrhunderts, in der wir stolz auf unsere Errungenschaften in Sachen Gleichberechtigung und Menschenrechte sind, scheinen wir nämlich unsere eigenen Ziele aus den Augen verloren zu haben. Die Global Database on Intergenerational Mobility (GDIM) ist eine internationale Datenbank, die sich mit der Analyse und dem Vergleich der sozialen Mobilität zwischen Generationen auf globaler Ebene befasst. Sie untersucht, wie sich der soziale Status und die Chancen von Menschen im Laufe ihres Lebens im Vergleich zu dem ihrer Eltern verändern.

    Die Ironie der Gleichberechtigung

    Daraus lässt sich für Mann und Frau ein Index erstellen, vergleicht man dessen Differenz mit der von 1950, haben wir heute fast den doppelten Abstand zwischen Mann und Frau. Nur, dass nun nicht mehr die Frauen benachteiligt sind, sondern die Männer. Es ist ironisch, dass wir in einer Zeit leben, in der «Bei gleicher Qualifikation wird die weibliche Bewerberin bevorzugt» immer öfter zu lesen ist. Dieser Satz, der einst als Instrument zur Förderung der Gleichberechtigung eingeführt wurde, scheint nun eine neue Form der Diskriminierung zu fördern. Die Rollen haben sich umgekehrt und Männer werden nun in vielen Bereichen benachteiligt, in denen Frauen einst unterrepräsentiert waren.

    Bildung und Beruf: Ein neues Ungleichgewicht

    Frauen dominieren mittlerweile in vielen Bereichen, in denen Männer einst privilegiert waren. Die Studienquoten an Universitäten zeigen eine deutliche Überrepräsentation von Frauen, während Männer immer öfter benachteiligt werden, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. In Bildungseinrichtungen sehen wir eine eklatante Benachteiligung männlicher Schüler. Laut Daten des Bundesamtes           für Statistik ist die Abschlussrate von Jungen an weiterführenden Schulen in den letzten zehn Jahren auf 15% gesunken, während die der Mädchen auf rund 24% gestiegen ist.

    Die Familie: Ein verlorener Einfluss

    Auch im familiären Bereich werden Männer benachteiligt. Sorgerechtsentscheidungen fallen oft zugunsten der Mütter aus, selbst wenn die Väter ebenso qualifiziert sind, für ihre Kinder zu sorgen. Dies führt zu einem Verlust des väterlichen Einflusses und trägt zur Entfremdung zwischen Vätern und ihren Kindern bei.

    Falsche Anschuldigungen

    Männer sind auch häufiger Opfer falscher Anschuldigungen, insbesondere in Bezug auf sexuelle Übergriffe. Während es absolut notwendig ist, Opfer sexueller Übergriffe zu schützen, führen falsche Anschuldigungen dazu, dass unschuldige Männer stigmatisiert und ihre Leben ruiniert werden. Einem Mann auf der Strasse lässig nachzureden, scheint völlig normal zu sein, doch nur schon ein falscher männlicher Blick reicht, um als Mann gesellschaftlich ruiniert zu werden.

    Schlussfolgerung: Ein Aufruf zum Nachdenken

    Die umgekehrten Geschlechterrollen mögen auf den ersten Blick wie eine Lösung für historische Ungerechtigkeiten erscheinen, doch sie bergen Gefahren für die Gesellschaft. Es ist an der Zeit, dass wir uns fragen, ob wir wirklich das erreicht haben, was wir erreichen wollten. Haben wir die Gleichberechtigung erreicht – oder haben wir einfach nur die Rollen umgekehrt?

    Hermann Lei

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