• 11.2.2024 Augenzeugenbericht von den Bauerndemos

    11.2.2024 Augenzeugenbericht von den Bauerndemos

    Eindrücke aus erster Hand

     

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    von Hermann Lei, Kantonsrat, Frauenfeld

     

    In Deutschland hat die Ankündigung der Regierung, den Bauern den Agrardiesel zu verteuern, zu einer noch nie dagewesenen flächendeckenden Protestwelle in allen Teilen des Landes geführt.

     

     

    Ein deutscher Winzer meldet sich zu Wort

    Die Teuerung in Deutschland ist mit der „Ampel“ regelrecht explodiert, die Regierung wirft das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinaus. Darum gehen die Landwirte in Deutschland in ihrer Verzweiflung auf die Strasse. In Weil am Rhein sprach der Winzer Till Schlecht über seinen Unmut: „Vorschriften über Vorschriften, sinkende Einnahmen, sowie fehlender Support von Verbänden, Politik und Regierung über Jahre hinweg haben uns deutsche Bauern regelrecht ausgeblutet. Wir können nicht mehr und wir wollen so nicht mehr, darum setzen wir uns nun mit dem Mut der Verzweiflung zur Wehr.“

    Solidarische Schweizer Bauern

    Die Ostschweizer Bäuerin – SZ-Leserin sowie gute Bekannte Ihres Kolumnisten – Vanessa Monhart hat die deutschen Bauern in der unmittelbaren Nachbarschaft besucht. Die Demonstrationen seien sehr eindrücklich: „In verschiedenen kleineren Ortschaften sammeln sich jeweils mehrere hundert Bauern und Bürger mit ihren Traktoren, Lastwagen, Baumaschinen, Lieferwagen, Firmenwagen und PKWs. Sogar Motoradfahrer und Velofahrer sind mit von der Partie. An den Fahrzeugen prangen Transparente mit den Forderungen der in arge Bedrängnis geratenen Menschen. So werden alle Bürger auf friedliche Art und Weise auf die Problematik aufmerksam gemacht.“ Am Schluss eines solchen Korsos gebe es jeweils ein Mahnfeuer auf einem Feld. Oftmals würden die Teilnehmer auch noch von Spendern verköstigt.

    Abbildung 1 Auch CH-Landwirte sind dabei

    Traktorensternfahrt mit Schweizer Delegation

    „Am 21. Januar sind wir auf Anregung von deutschen Bauern mit rund 20 mit Schweizerfahnen geschmückten Traktoren ins deutsche Rheinfelden gefahren“ berichtet Vanessa Monhart weiter. „Anschliessend folgte eine Bummelfahrt durch die malerische Landschaft auf der deutschen Seite des Rheins. An vielen Ortstafeln hatten die Bewohner als Zeichen der Solidarität mit ihren Bauern Gummistiefel aufgehängt. In den Dörfern und Städtchen winkten uns die Bürger freundlich und aufmunternd zu.  Am Ziel in Lörrach bot sich dem Betrachter ein eindrückliches Bild: Zwischen 200-300 Traktoren aller Marken und Jahrgänge schön säuberlich abgestellt und aufgereiht.“

    Beeindruckende Manifestation in Lörrach

    Nach kurzem Fussmarsch erreichten die ca. 1000 angereisten Teilnehmer den Marktplatz im mittelalterlichen Stadtkern von Lörrach. Auf Wagen und Traktoren machten die Referenten ihrem Ärger tüchtig Luft. Ein sprechender Gewerbler monierte: „Zuerst sperrten sie unsere Geschäfte zu und nun müssen wir für all den entstandenen Schaden aufkommen.“ Ein Bauer aus Stuttgart, sichtlich in Rage, schrie aufgebracht in die Menge: „Leute wacht auf, die Bauern gehen drauf.“ Die immer radikaleren Ideen und Gesetze der Ampelkoalition bluteten den Mittelstand aus. Vanessa Monhart überbrachte die Grüsse der Schweizer Bauern und bestärkte die Deutschen, getreu dem Motto „Einer für alle, alle für Einen.“

    Schweizer Landwirtschaft besser dran?

    Ganz bedenklich empfand Frau Monhart die Berichterstattung der Medien. Die Badische Zeitung schrieb die über 1000 Demonstranten zu „nur 300“ zusammen und unkte von rechten Tönen, welche zu vernehmen gewesen seien. Nichts von alledem entspreche der Realität, meint unsere Augenzeugin. Und: Auch in der Schweiz sei ein unerhörter Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft im Gange, meint Vanessa Monhart zum Schluss: „Rund 1000 Bauernbetriebe müssen pro Jahr aufgeben.“ Es werde zunehmend schwierig für die Bauern, ihren Verfassungsauftrag, nämlich die Versorgung unserer Bevölkerung mit guten Erzeugnissen aus einheimischer Produktion, sicherzustellen. „Die Fehler der Vergangenheit müssen korrigiert werden!“

     

    Hermann Lei

     

     

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